Im Jahr 2020. Ich stehe in einem der neuen Wiener Stadtentwicklungsgebiete. Corona und die Ausgangsbeschränkungen hin oder her. Ich will etwas wissen.
Warum wirkt das gleiche Bauvolumen links von mir so anders auf mich, als das rechts von mir. Was genau ist es? Kann ich meine subjektiven Empfindungen objektiv erklären und die Erkenntnisse auf andere Situationen übertragen?
Diese Frage lässt mich nicht mehr los und ich fange an, mich intensiv damit zu beschäftigen. Wie wirkt Architektur auf uns? Und in welchen Umfang beeinflusst diese Wirkung unser Empfinden und unser Verhalten?
Zwei Jahre später.
Ich analysiere ein großes, komplexes Wohngebäude nach architekturpsychologischen Kriterien. Das Nutzungsverhalten der Bewohner*innen gibt faszinierende Einblicke in die Wirkung der Raumstruktur.
Und ich stelle in einem für meinen weiteren Weg entscheidenden Gespräch fest, ich bin nicht die Einzige, die wissen will: Warum funktioniert etwas in einem Projekt – und in einem anderen nicht?
Ein großer Sprung. 2025.
Die Erfahrungen und das gesammelte Wissen der letzten Jahre sind so prägend, dass ich beschlossen habe, etwas zu tun.
Die Art und Weise, wie Architektur beurteilt und diskutiert wird, holt mich nicht ab. Zu abgehoben. Zu abstrakt. Handfeste Erfahrungen aus der Praxis der Wohnbauunternehmen finden kaum Platz im Diskurs.
Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass der Mensch der Architektur im Weg steht. Das wir vor allem dann spürbar, wenn erklärt wird, dass die Bewohnenden mit dem Konzept eines bereits gebauten Projekts „einfach nicht umgehen können“.
Aber da machen wir es uns zu einfach. Und genau da hake ich ein.
Konzepte können innovativ und neu sein. Das ist gut so.
Sie sollten nur eine gemeinsame Basis haben. Und das sind die Bedürfnisse von uns Menschen.
Nicht Wünsche. Nicht Gewohnheiten. Bedürfnisse.
Diese dem Menschen innewohnenden Aspekte, die nicht einfach verschwinden, wenn wir sie ignorieren.
Über die Bedürfnisse können wir definieren, was Wohnqualität für uns Menschen ausmacht. Und wir können Projekte so planen und bauen, dass diese Bedürfnisse bestmöglich erfüllt werden.
Heute unterstütze ich Wohnbau-Unternehmen und Planer*innen, genau diese Aspekte in ihre Projekte zu integrieren. Und ich helfe Hausverwaltungen, räumliche Ursachen für immer wiederkehrende Konflikte zu erkennen und – wenn möglich – Maßnahmen zu setzen, um die Konflikte dauerhaft zu lösen.
Das Ziel?
Wohnbau mit weniger Vandalismus, weniger Konflikten und weniger Leerstand.
Und mehr Lebensqualität für alle.
Mit herzlichen Grüßen,
Andrea Eggenbauer