Life in Architecture  von Andrea Eggenbauer

Life in Architecture  von Andrea Eggenbauer

Teil 1 der 3-teiligen Serie: Privatsphäre im Wohnbau.

Der Schutz der Privatsphäre hat beim Wohnen einen hohen Stellenwert.

Warum ist das so?

Unsere Wohnung ist ein Teil von uns.

Wir haben sie – so gut es geht – nach unseren Vorstellungen eingerichtet. Sie beherbergt unsere persönlichen Gegenstände. Es ist der bevorzugte Ort, um unsere intimen Beziehungen zu leben. Hier wollen wir uns zurückziehen und von der sozialen Umwelt eine Auszeit nehmen. Hier laden wir Freunde und Familie ein. Hier sind wir zu Hause.

Ich will unbeobachtet sein!

Nur wenn wir unbeobachtet sind, können wir uns so richtig entspannen. Können – bis zu einem gewissen Grad – aus unseren sozialen Rollen heraus und uns emotional entlasten. Das ist wichtig für uns.

Auch in Phasen der persönlichen Entwicklung brauchen wir solche Rückzugsräume.

Ich brauche Sicherheit.

Das Bedürfnis, unsere Privatsphäre zu schützen, ist ein Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit. Wir wollen unsere Interaktion mit dem sozialen Umfeld kontrollieren können. Wir wollen dabei nicht das Umfeld selbst kontrollieren … das ist ein feiner Unterschied 😊

Ein wichtiges Kriterium in der Planung von Wohnbauten ist daher der Schutz vor visueller Fremdkontrolle. Also der Sichtschutz privater Räume und Freiflächen.

Das Ausmaß des Schutzbedürfnisses hängt davon ab, wie diese Räume genutzt werden, und wie viel sie über uns als Person bzw. Familie verraten. Für Sanitärräume, Schlafzimmer, aber auch Wohnräume, haben wir üblicherweise einen sehr hohen Schutzanspruch. Für Vorräume einen naturgemäß etwas Geringeren.

Auch wenn wir uns in unserem privaten Freiraum aufhalten, wollen wir uns vor fremden Blicken schützen. Vor allem in jenen Bereichen, in denen wir uns entspannen wollen. Das Schutzbedürfnis ist hier aber meistens geringer als in Innenräumen.

Lesen Sie das Verhalten im Raum.

Wenn Sie also zufällig an einem wolkenverhangenen Samstagnachmittag durch ein Wohnquartier spazieren, um sich die Beine zu vertreten, und sie blicken auf geschlossene Rollläden, schauen Sie genauer hin!

Könnten Sie oder die Nachbarn gut in die Wohnung sehen? Vielleicht sogar so gut, dass luftige Vorhänge zu wenig Schutz bieten würden?

Wenn ja, schützt hier vermutlich jemand seine Privatsphäre.

Wenn dieser Schutz auf Grund der räumlichen Situation zur Dauereinrichtung wird, geht das auf Kosten der Aufenthaltsqualität in der Wohnung.

Denn die ist ja durch die erforderliche Schutzmaßnahme abgedunkelt – auch, wenn die Sonne gerade nicht vom Himmel scheint.

Unruhe, Gereiztheit, erhöhte Konfliktbereitschaft.

Das sind nur einige der Konsequenzen, wenn Menschen sich auf Grund mangelnder Privatsphäre verbarrikadieren oder zurückziehen, wie in dem gerade geschilderten Beispiel.

In besonders gravierenden Fällen wird die Wohnung verlassen. Häufige Mieterwechsel oder wiederkehrender Leerstand sind die Folge.

Das feine Austarieren von Sehen und Gesehen werden.

Es erfordert Kenntnis der Wirkzusammenhänge und einiges an Fingerspitzengefühl, um in der Planung von Wohnbauten die Balance zwischen dem Schutz vor visueller Fremdkontrolle und dem Ermöglichen von Ausblicken auf das Wohnumfeld zu finden.

Aber es zahlt sich aus, hier sorgfältig zu arbeiten.

Wir leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Wohnqualität der Bewohnenden und Sie sparen in der Verwaltung langfristig Kosten. Denn Sie können damit die Wahrscheinlichkeit von Leerstand und unnötige Nachbarschaftskonflikten schon in der Planung ganz gezielt reduzieren.

Herzliche Grüße,
Andrea Eggenbauer

PS: Wenn Sie Sich Unterstützung für Ihr nächstes Projekt wünschen, um das Thema Privatheit gut in den Griff zu bekommen, kontaktieren Sie mich!

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Über Andrea Eggenbauer

Gründerin und Geschäfts­führerin von Life in Architecture e.U.

Diplomingenieurin für Architektur, Stadtplanerin und Konsulentin für Humane Nachhaltigkeit in Wohnbau und Quartiersentwicklung.

Die gebürtige Wienerin unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung human nachhaltiger Wohnbauten mit hoher Wohnqualität.

Andrea Eggenbauer hat mehr als 20 Jahre in verschiedenen Positionen und Auf­ga­ben­gebieten in der Architektur­planung und der Stadt­teil­planung gearbeitet. Sie kennt die Schwierigkeit der Übersetzung von Architektur­planung und stä­dte­bau­lichen Konzepten in für Menschen ent­scheidende Qualitäten wie Sicherheit, Erholung, Gemeinschaft und Iden­ti­fi­ka­tion.

Dementsprechend liegt ihr Fokus heute auf genau dieser wichtigen Übersetzungsarbeit, damit das Engagement aller Beteiligten auch tatsächlich bei den Menschen ankommt und wirksam werden kann.