Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber bei mir weckt der Gedanke an eine Veranda verklärte Erinnerungen.
Ein Schaukelstuhl, ein Gin Tonic, ein gutes Buch, den Blick ab und zu in die Ferne schweifen lassen …
Naja, vielleicht sind es doch weniger die eigenen Erinnerungen als viel mehr Bilder aus amerikanischen Filmen.
Der US-amerikanische Beitrag zur Architektur Biennale 2025 in Venedig hat sich auf jeden Fall ganz der Veranda gewidmet. Diesem Raum dazwischen. Nicht drinnen, aber auch nicht ganz draußen.
Das hat mich inspiriert, in diesem Beitrag über eine Zone im Wohnbau zu schreiben, die oft übersehen wird: die halbprivate Zone.
Was ist die halbprivate Zone?
Die halbprivate Zone befindet sich unmittelbar vor dem privaten Wohnungs- oder Hauseingang.
Sie hat eine wichtige Funktion. Denn wir treffen in diesem Bereich auf die Welt vor unserer Haustür.
Das bedeutet, dass wir je nach räumlicher Situation – ob im Einfamilienhaus oder im Geschoßwohnbau – einen der Situation angemessenen Abstand zu anderen Menschen schätzen, um uns wohl zu fühlen, wenn wir die Tür öffnen.
Kommunikation im Alltag fördern.
Es ist eine Zone, die im Idealfall auch der Kommunikation mit unserer Umwelt dient.
Die halbprivate Zone kann bei einer guten architektonischen Ausformulierung durch das beiläufige Kommunikationsangebot die Begegnung im Alltag fördern und die Entstehung von Nachbarschaft unterstützen.
Wir kommunizieren in diesem Bereich sogar mit unserer Umwelt, wenn wir nicht persönlich anwesend sind.
Haben Sie schon einmal bemerkt, wie gerne Menschen ihre Haus- und Wohnungseingangstüren schmücken? Das ist kein Zufall.
Platz für den persönlichen Ausdruck.
Das hat mit dem Bedürfnis zu tun, uns individuell ausdrücken und der Umwelt zu zeigen, wer hier wohnt. Wir markieren also gleichsam unser privates Reich.
Bei Einfamilienhäusern erstreckt sich diese Kommunikationszone bei guter Raumzonierung und Dimensionierung auf den gesamten Vorgartenbereich.
Im Geschoßwohnbau beschränkt sich der Raum zur Kommunikation (und manchmal auch zur Repräsentation) meistens nur auf eine Türmatte und die Möglichkeit, ein Türkranz aufzuhängen.
Wenn aber mehr Raum vorhanden ist, und die Rahmenbedingungen stimmen, wird er gerne von den Bewohner*innen angenommen und gestaltet.
Emotionale Ortsbindung und subjektives Sicherheitsgefühl steigen.
Diese Gestaltung unterstützt die emotionale Ortsbindung der Bewohner*innen. Und das ist es, was wir wollen. Wir wollen, dass Menschen sich mit ihrem Wohnumfeld verbunden fühlen. Denn dann haben sie eine größere Bereitschaft, sich darum zu kümmern. Und sie wohnen länger am selben Ort. Die Nachbarschaft ist stabiler.
Diese Aspekte tragen in weiterer Folge dazu bei, dass das subjektive Sicherheitsempfinden steigt. Die Wohnanlage verliert an Anonymität und gewinnt an Lebendigkeit. Und damit an Wohnqualität.
Und das ist unser Ziel.
Herzliche Grüße,
Andrea Eggenbauer